Monument aux Vivants / Denkmal für die Lebenden (Nov.17)

Ce poème de Raymond Prunier a été traduit par Helmut Schulze et illustré par E. Detton. 

Monument aux Vivants

Au milieu du village sous l’arbre de la liberté
Lisant leurs noms sur le marbre griffé des décennies
Je redoute de lire le mien propre
Mais non dis la voix de Paix c’est fini
Ça bat sous ton pull
A gauche
Ici pourtant sous mes yeux un presque homonyme
Avec sans doute femme ceinturons enfants habitudes marteaux préjugés tournevis pinces coupantes
Et obéissance à la loi et colères justifiées et chansons préférées et messes du dimanche
Habitudes rituels
Je te vois je te nomme je t’appelle
De ma voix fort banale couverte par le raclement des bennes lestées de betteraves
Laissez-moi lire je vous prie
Laissez monter de mes lèvres vivantes
La buée qui se mêle aux brumes de novembre
Chaque syllabe de vos noms évoque un être de sang
Qui vénérait la vie
Moi vivant promis
Il n’y aura pas d’oubli
Toi et toi mes amis
Et parfois miracle l’un d’eux me répond
Même prénom que moi quelle joie
Sa mère son père l’appelèrent comme on le fit de moi et le silence en est allégé
Un vrai dialogue s’installe au goudron de la place
Monument le mot le dit
C’est ce qui reste quand on va tout oublier
Cela demeure je suis là je suis là
Souvenir vivant très présent
Qui reviendra vous saluer tous les jours.

Denkmal für die Lebenden

Mitten im Dorf unterm Friedensbaum
Ihre Namen auf Marmor, an dem Jahrzehnte genagt
Und ein bißchen Angst, meinen eigenen dort zu finden
Aber nein – so die Stimme des Friedens – es ist vorbei
Was da schlägt, schlägt links unter deinem
Pullover
Hier vor meinen Augen ein fast Gleichnamiger
Hatte ganz sicher Frau Gürtel Kinder Gewohnheiten Hämmer Vorurteile Schraubenzieher Kneifzangen
Und Gehorsam dem Gesetz gegenüber, einen gerechten Zorn, Lieblingslieder, Sonntagsmessen
So Gewohnheitsriten
Ich seh’ dich, nenn’ dich, rufe dich
Und meine Alltagsstimme geht unter im Lärm der Anhänger voller Zuckerrüben
Laßt, daß ich lese, laßt, bitte,
Daß aus meinen lebendigen Lippen steige
Der Dunst, der sich vermischt mit Novembernebel
Jede Silbe eurer Namen ein Wesen aus Fleisch und Blut
Das Leben verehrend
Ich, der Lebende, verspreche
Es wird kein Vergessen geben
Du und Du, meine Freunde
Und zuweilen das Wunder einer Antwort eines von ihnen
Der Vorname wie meiner, welche Freude
Seine Mutter, sein Vater nannten ihn, wie mich die meinen nannten, so leicht jetzt die Stille
Daß sich entspinnt ein Zwiegespräch mit dem geteerten Platz
Denk-Mal das Wort, es sagt’s ja schon
Das ist, was bleibt, wenn wir alles vergessen
Das bleibt und ich bin da, bin da
Hier und ungeheuer jetzt Angedenken
Ich komm’ wieder vorbei, Tag für Tag euch zu grüßen

Monument aux Vivants – E. Detton

5 réflexions sur « Monument aux Vivants / Denkmal für die Lebenden (Nov.17) »

  1. Et voici le prochain. Je salue et souhaite Joyeuses Pâques.

    Denkmal für die Lebenden (November 1917)

    Mitten im Dorf unterm Friedensbaum
    Ihre Namen auf Marmor, an dem Jahrzehnte genagt
    Und ein bißchen Angst, meinen eigenen dort zu finden
    Aber nein – so die Stimme des Friedens – es ist vorbei
    Was da schlägt, schlägt links unter deinem
    Pullover
    Hier vor meinen Augen ein fast Gleichnamiger
    Hatte ganz sicher Frau Gürtel Kinder Gewohnheiten Hämmer Vorurteile Schraubenzieher Kneifzangen
    Und Gehorsam dem Gesetz gegenüber, einen gerechten Zorn, Lieblingslieder, Sonntagsmessen
    So Gewohnheitsriten
    Ich seh’ dich, nenn’ dich, rufe dich
    Und meine Alltagsstimme geht unter im Lärm der Anhänger voller Zuckerrüben
    Laßt, daß ich lese, laßt, bitte,
    Daß aus meinen lebendigen Lippen steige
    Der Dunst, der sich vermischt mit Novembernebel
    Jede Silbe eurer Namen ein Wesen aus Fleisch und Blut
    Das Leben verehrend
    Ich, der Lebende, verspreche
    Es wird kein Vergessen geben
    Du und Du, meine Freunde
    Und zuweilen das Wunder einer Antwort eines von ihnen
    Der Vorname wie meiner, welche Freude
    Seine Mutter, sein Vater nannten ihn, wie mich die meinen nannten, so leicht jetzt die Stille
    Daß sich entspinnt ein Zwiegespräch mit dem geteerten Platz
    Denk-Mal das Wort, es sagt’s ja schon
    Das ist, was bleibt, wenn wir alles vergessen
    Das bleibt und ich bin da, bin da
    Hier und ungeheuer jetzt Angedenken
    Ich komm’ wieder vorbei, Tag für Tag euch zu grüßen

    1. Herzlichen Dank lieber Helmut… Frohe Ostern… Ihre Übersetzung ist wie immer glänzend, melodisch und präzis. Wie schön!

  2. die änderung geht noch weiter:
    “Seine Mutter, sein Vater nannten ihn, wie mich die meinen nannten, so leicht jetzt die Stille
    Daß sich entspinnt ein Zwiegespräch mit dem geteerten Platz!”
    also auch die zeile danach!

    1. Ich habe mir die Änderungen notiert. Danke Helmut! Sehr fein gemacht.

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